Jürgen Lau hat gekündigt: Sein Designerladen an der Ecke Knochenhauerstraße schließt nun in diesem Jahr. (Karsten Klama)
David Hasselhoff war da. Martin Gore von Depeche Mode, Rudi Carrell und Thomas Gottschalk genauso. Helge Schneider hat im Geschäft "Katzenklo" interpretiert. Und als die Nationalmannschaft für ein Spiel in Bremen weilte, gingen die Spieler hier einkaufen. Das L'uomo an der Knochenhauerstraße zieht spezielle Kunden an. Denn im Laden werden edle Designer angeboten: Versace, Dolce & Gabbana oder Philipp Plein. Nun kleben an den Schaufenstern auffällige Plakate: "Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe" ist dort zu lesen.
Seit 1979 gibt es L'uomo. Warum schließt der Laden? Geht Luxus in Bremen nicht? Liegt es an Corona? Geschäftsführer Jürgen Lau nimmt sich auf Anfrage Zeit für ein Gespräch, denn es gibt nicht nur die eine Erklärung für die Entscheidung.
Wer in diesen Tagen durch die Fußgängerzone in Bremen schlendert, der wundert sich angesichts des Leerstands derweil nicht über ein Geschäft weniger. In der Sögestraße kann das Café Knigge seinen Außenbereich erweitern, denn nebenan ist das Geschäft frei. In der Obernstraße fehlen die Kleidungsketten Mango und Benetton. Der Schuhhändler Tamaris hat zugemacht. Ebenso Clarks: an der Scheibe ein letzter Dank an die Kunden für ihre Treue. Von Orsay sind nur noch Abdrücke des Schriftzugs zu erkennen. Es blüht nichts mehr bei Blumenbodo. Kaufhof schließt.
Im Fall von L'uomo konnten sich Lau und der Eigentümer nicht über die Miete einig werden. Die sollte laut Lau um fast zwölf Prozent steigen, die Verhandlungen liefen seinen Angaben zufolge seit März 2019. Lau erklärt, es habe lange keine Mieterhöhung gegeben und sie entspreche genau einem Index, der für die Berechnung angesetzt werde. Doch der Zeitpunkt ist für ihn denkbar schlecht. Corona hat dem Textilhandel hohe Umsatzeinbußen beschert. Es kommt vieles zusammen.
Im Geschäft war immer wieder Prominenz zu Besuch: die Werder-Spieler Claudio Pizarro und Ailton zum Beispiel oder Sängerin Sarah Connor. Nun läuft seit drei Wochen der Räumungsverkauf. (Karsten Klama)
Keine besseren Geschäfte in den nächsten Jahren
„Was uns bewegt, ist, dass die Frequenz in der Innenstadt generell stark nachlässt und es mehr Leerstände gibt“, sagt Lau, auf einem der Stühle mit Leopardenprint sitzend. Außerdem liege das L'uomo genau dort, wo in der Nähe Neues entstehen soll: Investor Kurt Zech will das Parkhaus Mitte abreißen und neue Einkaufswege schaffen. Ein Gewinn für die City. Zunächst bedeuten die Pläne aber Lärm, Schmutz und weniger Parkplätze. „Wir sind mittendrin in dieser Baustelle“, sagt Lau. „Wir werden keine besseren Geschäfte machen in den nächsten drei bis vier Jahren – mit Sicherheit nicht.“
In den Laden müsse noch kräftig investiert werden: ob Klimaanlage oder Beleuchtung. „Wir können jetzt überhaupt keine Mieterhöhung gebrauchen“, sagt Lau. Das Geschäft sei irgendwann nicht mehr profitabel und die Miete nicht gering. Das habe ihn zur Entscheidung gezwungen, aufzugeben: „Wir fahren die Gewinne hier nicht mit der Schubkarre raus. Das hält sich alles in Grenzen.“
Doch auch draußen vor der Tür stimmt für Lau nicht mehr alles. Das Sortiment sei sehr hochwertig. Dafür brauche es ein entsprechendes Umfeld. In den Straßen sei aber wenig passiert, die Gehwege seien in die Jahre gekommen. „All das trägt nicht dazu bei, dass unser Geschäft mehr Ausstrahlung hat.“ Überhaupt zieht Lau mit Blick auf die Entwicklung der City düstere Bilanz: „Die Stadt hat alles verschlafen.“
Lau selbst betreibt neben diesem Geschäft auch Juwelier Meyer in der Sögestraße und in Oldenburg. Das L'uomo hat er übernommen. Fußballspieler oder Sänger bedienen? Im Verkauf hat Lau hier nie gearbeitet: „Ich könnte es auch nicht.“ Um den Designerladen hat sich vor allem sein Team gekümmert, die Ware bestellt, Messen besucht. Fünf Mitarbeiter gehören dazu. Am Laden hänge Herzblut. „Das geben Sie nicht so einfach auf.“
Kunden könnte es nach Hamburg ziehen
Stammkunden fragten nun: „Mein Gott! Wo sollen wir denn noch hingehen?“ Vergleichbares gebe es am Standort nicht. Die Kaufkraft – für Moschino oder Alexander McQueen – sei in Bremen vorhanden. Ob ein Nachfolger die Marken übernehmen könne? Das bezweifelt Lau. Die hätten generell die Tendenz, mit eigenen Boutiquen in die Millionenstädte zu ziehen. Lau vermutet, dass es seine Kunden nach Hamburg zieht, weil es für sie hier nicht das Umfeld gebe. Vielleicht sei die Klientel in Bremen auch nicht so gewollt.
Der Geschäftsführer denkt nicht, dass es doch noch weitergeht. Ja, freie Flächen gebe es auf dem Markt. Die Zeiten seien aber zu unsicher. Und außerdem hätte längst Ware bestellt werden müssen: „Wir müssen immer schon ein Dreivierteljahr vorher einkaufen gehen. Wir hätten jetzt im Juli spätestens für die Wintersaison einkaufen müssen. Das haben wir alles schon gecancelt.“ Überlegt habe man, ob es andere Plätze in der Stadt gibt. Es seien sogar viele Vermieter auf ihn zugekommen. „Da war aber nie das Passende dabei.“ Und außerdem: Die Stadt sei im Umbruch. Nun anderswo neu anzufangen, damit sei Risiko verbunden, eine riesige Investition.
August 15, 2020 at 10:00AM
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Ein Bremer Traditionsgeschäft gibt auf - WESER-KURIER
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